Ph.D. – Arbeit vs. Doktoratsarbeit/Dissertation

Spätestens seit der Vereinheitlichung des europäischen Hochschulwesens auf ECTS-Punkte und der damit einhergehenden Umstellung auf das zweistufige Bachelor-Mastersystem, findet sich auch im deutschsprachigen Raum vermehrt die Möglichkeit, mittels eines Ph.D. zu promovieren.

Vorweggesagt, die schriftliche Abschlussarbeit ist sowohl beim Ph.D.-Studium als auch beim herkömmlichen Doktoratsstudium immer eine Dissertation. Die Unterschiede liegen in der Struktur des Studiums, nicht in der Form der Abschlussarbeit.

In deutschsprachigen Ländern wird am Ende eines Promotionsstudiums der Doktortitel verliehen, in englischsprachigen hingegen meistens ein Ph.D.

Worin liegt der Unterschied? Dr. vs. Ph.D.?

Ein Ph.D.– Studium weist einen sehr strukturierten Ablauf auf, ist mehr verschult als ein klassisches Doktoratsstudium. Es sind mehr Seminare, Vorlesungen sowie Kolloquien verpflichtend zu belegen. Vergleichbar ist ein Ph.D. Studium am ehesten mit den hierzulande verbreiteten Doktoratsschulen, ein straffes mehrjähriges Forschungsprogramm für angehende Wissenschaftler_innen, die sich Vollzeit dazu verpflichten, innerhalb einer gewissen zeitlichen Frist zu promovieren. Die Aufnahme in eine Doktoratsschule ist auch mit gewissen Aufnahmekriterien verbunden und verlangt im Allgemeinen einen überdurchschnittlich guten Notendurchschnitt sowie ist altersbeschränkt. Da Doktoratsschulen subventioniert werden bzw. von privaten Stiftungen gefördert werden, liegt zumeist die höchste Altersgrenze bei 35 Jahren (wobei hier bereits etwaige Kindererziehungszeiten, Heer, Berufsjahre miteinkalkuliert sind). Ältere Interessierte sind als Nachwuchsforscher irrelevant für dieses System.

Das Ph.D. Studium ist nicht an einen bestimmten Lehrstuhl gebunden und erfordert die Absolvierung von viel mehr ECTS-Punkten als dies ein Doktoratsstudiums verlangt. Schwerpunktmäßig sind Ph.D. Studien v.a. in der intensiven Forschung angesiedelt (häufig: gebunden an einen Laborplatz in technisch-naturwissenschaftlichen Studien)

Während ein Doktoratsstudium doch stark an den betreuenden Professor_in orientiert ist (der Doktorand wählt im Vorfeld jenen Betreuer aus, der Experte auf dem zu bearbeitenden Gebiet ist) und enorm viel Eigenarbeit und Engagement verlangt, weist das Ph.D. eine geregelte Struktur auf.

Bedingung für beide Studien ist ein abgeschlossenes Masterstudium bzw. (noch bei technischen Studien zum Teil üblich) der graduierte Diplom-Ingenieur.

Ph.D. steht für Philosophical Doctorate (doctor philosophiae), der Bezug zur Philosophie hat hier ausschließlich historische Bedeutung, wurde doch die Philosophie lange als Mutter aller Wissenschaften bezeichnet. Ein Ph.D.-Grad kann in jedem Forschungsfach erlangt werden.

Der Ph.D. ist also immer ein Forschungsdoktorat und hat etwa eine Dauer von drei bis vier Jahren. Ein herkömmliches Doktoratsstudium dauert oft bis zu sechs Jahre (und länger), ist individueller im Zeitmanagement und kann mehr an die je eigene persönliche Lebenssituation angepasst werden. Die Doktoranden können als wissenschaftliche Mitarbeiter an einem Institut tätig sein, im Regelfall sind aber zu wenig offene Stellen. Somit ist es nahezu unumgänglich, selbständig zu forschen, was ein enorm hohes Engagement abverlangt.

Hingegen sind Ph.D.-Studierende und Teilnehmer einer Doktoratsschule in größere Forschungsprojekte verpflichtend für mehrere Jahre eingebunden. Dies bringt natürlich eine starke Einschränkung des individuellen Freiraums mit sich, andererseits sind die Aufgabenstellungen mehr oder weniger klar umrissen und eindeutig.

Umfang und Qualität der Dissertation sind unabhängig von der Promotionsform (Ph.D., Doktorat, Doktoratsschulen) immer gleichwertig. Ph.D. als auch Dr.- Titel sind beide international anerkannt.

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